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Gott zu sein

Der Westen akzeptierte jenen als Lehrer, der mutig sein Einssein mit seinem Vater verkündete und seine Anhänger ermahnte, so vollkommen wie Gott zu sein. Doch der Westen söhnte sich mit der Vorstellung unserer Einheit mit dem Unendlichen Wesen niemals aus, und jede Andeutung, der Mensch werde zu Gott, wird als Blasphemie verurteilt. Obwohl dies sicherlich nicht das ist, was Christus predigte und auch die christlichen Mystiker wahrscheinlich nicht meinten, scheint es die populäre Vorstellung im christlichen Westen zu sein.

 

Die höchste Weisheit im Osten beschreibt die Funktion unserer Seele nicht darin, Gott zu gewinnen und ihn für einen besonderen materiellen Zweck nutzbar zu machen. Alles jemals für uns Erreichbare besteht darin, mehr und mehr eins mit ihm zu werden. In der Natur und ihrer Vielheit wachsen wir durch Aneignung, doch in der spirituellen Welt der Einheit, indem wir uns verlieren und vereinen. Wie bereits gesagt, ist sich etwas anzueignen, natürlicherweise auf einen bestimmten Wunsch beschränkt und somit nur teilweise möglich. Doch zu sein ist umfassend. Es gehört zu unserer Ganzheit und entspringt keiner Notwendigkeit, sondern unserer Verbundenheit mit dem Unendlichen, dem Prinzip der Perfektion unserer Seele.

 

Ja, wir müssen zu Brahma werden und dürfen uns nicht scheuen, dies zu bekennen. Unsere Existenz wäre bedeutungslos, wenn wir niemals erwarten könnten, die höchste Vollkommenheit zu verwirklichen. Ein Ziel zu haben und es nie erreichen zu können, ist überhaupt kein Ziel.

 

Sadhana

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