Zitate von R. Tagore

Zitate von R. Tagore · 14. März 2022
Der Westen akzeptierte jenen als Lehrer, der mutig sein Einssein mit seinem Vater verkündete und seine Anhänger ermahnte, so vollkommen wie Gott zu sein. Doch der Westen söhnte sich mit der Vorstellung unserer Einheit mit dem Unendlichen Wesen niemals aus, und jede Andeutung, der Mensch werde zu Gott, wird als Blasphemie verurteilt. Obwohl dies sicherlich nicht das ist, was Christus predigte und auch die christlichen Mystiker wahrscheinlich nicht meinten, scheint es die populäre Vorstellung...
Zitate von R. Tagore · 14. März 2022
Auf dem großen westlichen Kontinent sehen wir die Seele des Menschen sich hauptsächlich äußerlich ausdehnen. Das weite Feld der Ausübung von Macht ist ihr Gebiet. Ihre Vorliebe gilt allein der Welt äußerlicher Ausbreitung, und sie ignoriert und glaubt kaum an etwas wie inneres Bewusstsein und innere Erfüllung. Es ist so weit gekommen, dass für sie die Vollkommenheit der Erfüllung nirgendwo zu existieren scheint. Ihre Wissenschaft redete ständig von der unendlichen Evolution der Welt,...
Zitate von R. Tagore · 14. März 2022
In kannibalistischen Ländern betrachtet der Mensch den Menschen als Nahrung. Zivilisationen könnten in solchen Ländern niemals gedeihen, denn dort verliert der Mensch seinen höheren Wert und wird gewöhnlich. Doch es gibt auch andere Arten von Kannibalismus, die vielleicht nicht so grob, aber deshalb nicht weniger abscheulich und auch nicht weit davon entfernt sind. Selbst in zivilisierteren Ländern wird der Menschen manchmal bloß als Körper betrachtet und nur dem Wert seines Fleisches...
Zitate von R. Tagore · 14. März 2022
Der Wunsch nach Liebe ist ein Grad von Unempfindlichkeit. Denn Liebe ist die Vervollkommnung des Bewusstseins. Wir lieben nicht, weil wir nicht begreifen oder begreifen vielmehr nicht, weil wir nicht lieben. Liebe ist die höchste Bedeutung von allem, was uns umgibt, und kein bloßes Gefühl, sondern Wahrheit. Sie ist die Freude am Urgrund der Schöpfung und das weiße Licht des reinen, von Brahma ausgehenden Bewusstseins. Um eins zu werden mit diesem Sarv’ānubhūḥ, diesem allumfassenden...
Zitate von R. Tagore · 21. Dezember 2021
... Der universelle Geist wartet darauf, uns mit Glück zu krönen, doch unser individueller Geist würde es nicht akzeptieren. Das selbstorientierte Leben verursacht überall Konflikte und Komplikationen, stört das normale Gleichgewicht der Gesellschaft und führt zu allen Arten von Elend. Es lässt die Dinge sich so entwickeln, dass wir zur Aufrechterhaltung der Ordnung künstliche Zwänge und organisierte Formen der Tyrannei schaffen müssen; wir tolerieren infernalische Institutionen in...
Zitate von R. Tagore · 20. Dezember 2021
Dieser uralte Tag unserer Erde wird jeden Morgen wiedergeboren und kehrt zurück zum ursprünglichen Refrain seiner Musik. Wäre sein Marsch eine unendliche Gerade und gäbe es keine ehrfürchtige Pause bei seinem Eintauchen in die abgrundtiefe Dunkelheit und keine Wiedergeburt im Leben des endlosen Anfangs, dann würde er die Wahrheit allmählich mit seinem Staub beschmutzen und begraben und unter seinem schweren Tritt unaufhörlichen Schmerz auf der Erde verbreiten. Dann hinterließe jeder...
Zitate von R. Tagore · 15. Dezember 2021
Im Weltengedicht sind die Entdeckung seiner Rhythmen, das Messen seiner Expansion und Kontraktion, von Bewegung und Ruhe oder die Entwicklung seiner Formen und Charaktere wahre Errungenschaften des Geistes. Doch wir dürfen es nicht dabei belassen, denn wie in einem Bahnhof ist der Bahnsteig nicht unser Zuhause. Die letzte Wahrheit hat nur der erreicht, für den die ganze Welt eine Schöpfung der Freude ist. Sadhana

Zitate von R. Tagore · 15. Dezember 2021
Der vor allem war, ist heute noch derselbe. Jeder Ton des Schöpfungsliedes erklingt frisch durch seine Stimme. Das Universum ist kein bloßes Echo, das von Himmel zu Himmel wie ein obdachloser Wanderer widerhallt. Es ist auch kein Echo eines alten Liedes, das einmal am dämmrigen Anfang der Dinge gesungen wurde und dann verwaiste. Jeden Moment entströmt es dem Herzen des Meisters und wird in seinem Atem geatmet. Sadhana
Zitate von R. Tagore · 14. Dezember 2021
... Ich wiederhole noch einmal, dass wir kein wirkliches Bild vom Menschen haben können, ohne ihn zu lieben. Zivilisation darf nicht nach ihrer Macht beurteilt und gewürdigt werden, sondern wie sehr sie durch ihre Gesetze und Institutionen die Liebe zum Menschen entwickelt und ausdrückt. Die erste und letzte von ihr zu beantwortende Frage lautet, ob und inwieweit sie den Menschen als Geist oder als Maschine sieht? Wann immer alte Zivilisationen zerfielen und niedergingen, gab es Gründe, die...
Zitate von R. Tagore · 14. Dezember 2021
... So erfreuen wir uns voll und ganz der Freiheit, wenn wir uns den Begrenzungen der Wahrheit wie eine auf die Harfe gespannte Saite unterwerfen. Nur richtig und ohne geringste Nachlässigkeit gespannt, entsteht Musik; dann findet die in der Melodie über ihre Grenzen hinausschreitende Saite in jedem Akkord ihre wahre Freiheit. Nur weil sie einerseits an harte und feste Regeln gebunden ist, kann sie andererseits diesen Freiraum in der Musik finden. Klingt die Saite nicht richtig, so war sie...

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